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| Zur Grabung auf dem alten Gleisberg |
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Die Grabung
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Der Alte Gleisberg bei Graitschen ist eine Höhensiedlung, die von der Jungbronzezeit bis zur späten Eisenzeit besiedelt war. Einzelne Fundobjekte belegen auch Begehungen seit der Jungsteinzeit. Der Gleisberg selbst ist gegliedert in ein Hochplateau, sog. "Akropolis", dem sich ein Nord- und ein Südhang anschließt.
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In prähistorischer Zeit stellte die Saale eine Wichtige Nord-Süd-Verbindung, insbesondere des Kupfer- und Salzhandels dar. So finden sich zahlreiche Höhensiedlungen am Verlauf der Saale. Der Alte Gleisberg hebt sich von dieses Höhensiedlungen in mehreren Aspekten deutlich ab: erstens liegt er nicht direkt an der Saale, sondern ist mehrere Kilometer ins Hinterland verschoben, wobei er aber über die Gleise mit der Saale verbunden blieb. Zweitens sticht der Alte Gleisberg auf Grund seiner Größe (ca. 7 ha) und seiner verhältnismäßig langen Besiedlungszeit hervor. Als dritter herausragender Punkt sind die Funde einer Bucchero-Scherbe und eines etruskischen Bratspießes zu nennen.
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Trotz der schon frühzeitig erkannten Sonderstellung des Alten Gleisberges stand eine systematische Untersuchung bisher aus. Alle Erkenntnisse basierten im Wesentlichen auf Einzelfunden. Erst 2004 wurden vom Institut für Ur- und Frühgeschichte unter Leitung von Prof. P. Ettel erste Probeschnitte auf dem Alten Gleisberg geöffnet (Grabungsleiter vor Ort war J. Fritz M.A.). Die Untersuchungen erbrachten, dass im Bereich des Mittelplateaus nur eine sehr schwache Humusbedeckung vorliegt, aber Pfostengruben direkt in den anstehenden Muschelkalk eingetieft wurden, während im Bereich der Nordterasse auf Grund einer höheren Humusbedeckung eine bessere Befunderhaltung zu erwarten ist.
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Für die Grabung 2005 (18. bis 31. Juli 2005) wurde eine Fläche von 4 m x 25 m im Bereich der Nordterrasse ausgewählt, die den Schnitt II (2004) beinhaltet und in nördliche sowie in westliche Richtung erweitert. In der Grabungsfläche verliefen Ost-West-verlaufende, moderne Ackerterrasse. Insgesamt war im Nord-Süd-Verlauf der Grabung eine Höhendifferenz von 5,19 m.
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An der Grabung nahmen 12 Fachstudenten als ständiges Grabungsteam teil. Hinzu kamen weitere fünf Fachstudenten, die im Rahmen des interdisziplinären Projekts "Alter Gleisberg" in der ersten Woche im Rotationsprinzip sporadisch, in der zweiten Woche jedoch regulär an der Grabung teilnahmen. In der ersten Woche wirkten insgesamt 18 Studenten der Geographie und Geologie durch das Rotationsprinzip an der Grabung mit (Grabungsleiter vor Ort war M. Häckel M.A.). Weiterhin wurde der Teilschnitt 5 und die Erweiterung des Schnittes I von 2004 durch 10 bis 14-jährige Schüler, die an einem Archäologen-Camp teilnahmen, ergraben
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Stratigraphie und Befunde
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Unter einer bis 25 cm starken, stark durchwurzelten Humusschicht folgte ein humoses Kolluvium mit hohem Kalkgrusanteil, dessen Mächtigkeit nach Norden zunahm (etwa 25 cm an der südlichen Grabungsgrenze und etwa 50 cm im Norden von Teilschnitt 4). Dem Kolluvium schließt sich ein Vermischungshorizont an, in dem humoses Material aus dem Kolluvium in den anstehenden kalkhaltigen Mergel eingewaschen worden ist. Ein Teil der vorliegenden Befunde wurde erst unterhalb einer bis 10 cm starken Schicht von anstehendem kalkhaltigem Mergel erkennbar. Diese Fundsituation läßt sich vielleicht mit einem Planierungshorizont erklären. Andere Befunde sind direkt vom Kolluvium ausgehend in den Anstehenden eingetieft worden. Somit ist eine zweiphasige Besiedlung der untersuchten Fläche wahrscheinlich – näheres wird die Auswertung zeigen.
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Funde
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Bereits im Humus fand sich vereinzelt Keramik. Die meisten der geborgenen Funde stammen jedoch aus dem Kolluvium und sind somit als umgelagerte Streufunde anzusehen. Im Vermischungshorizont und im Anstehenden waren keine Funde zu verzeichnen gewesen. Bei der geborgenen Keramik handelt es sich vorwiegend um verhältnismäßig grob gearbeitete Siedlungskeramik mit einem hohen Anteil von Rauhtöpfen, wobei mehrfach Tupfenleisten vorhanden waren. Feinkeramik, insbesondere Scherben von gut geglätteten Kegelhalsgefäßen liegen nur vereinzelt vor. Als Belege für Siedlungsaktivitäten können auch Bruchstücke gebrannten Lehms (Estrich?) und eine hohe Anzahl von Tierknochen angesprochen werden. Vereinzelte Schlackereste - sowohl Eisen- als auch Bronzeschlacke - sowie das 2004 gefundene Gußformbruchstück sprechen ebenfalls für eine lokale Metallverarbeitung.
Im Verlaufe der Grabung konnten verschiedene Sonderfunde geborgen werden: Weiterhin kamen zwei doppelkonische Spinnwirtel zu Tage, von denen einer mit Schrägkerben am Umbruch verziert ist, sowie eine vollständig erhaltene und eine fragmentierte, aber punktverzierte Tonperle. In einen früheisenzeitlichen Kontext sind wahrscheinlich die Reste von mind. zwei Siebgefäßen einzuordnen. Unter den Metallfunden dominiert Ringschmuck: neben mehreren Fingerring-Fragmenten liegt auch das Bruchstück eines an den Enden ritzverzierten Halsringes und kleiner Bronzeblechring vor. Weiterhin sind mehrere Bronzenadeln, darunter eine vollständig erhaltene Rollenkopfnadel sowie ein Bronzepfriem geborgen worden. Zu den schönsten Fundobjekten der diesjährigen Grabung zählt ein leider nicht datierbarer, gelochter Wolfszahn aus dem Kolluvium des Teilschnitts 3. In einen neolithisch-frühbronzezeitlichen Horizont lassen sich wahrscheinlich die beiden Steinbeilfragmente, die Silexklingen und ein Klopfstein einordnen. Vermutlich jünger sind hingegen ein Mahl- und ein Wetzstein aus den Teilschnitten 2 und 4. Die Hauptmasse der Funde läßt sich jedoch dem jungbronze- früheisenzeitlichen Horizont zuweisen. Jüngere Epochen fehlen nach derzeitigem Arbeisstand fast vollständig: lediglich eine Scherbe scheint der Laténezeit anzugehören und auch nur eine Scherbe dem Mittelalter. Genaueres wird sich jedoch erst bei der weiteren Bearbeitung der Funde aussagen lassen.
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Verfasser: Marco Häckel M.A.
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